Freisingerinnen wollen Lebensfreunde schenken

Mit ihrem Verein "Phoenix Freising e.V." unterstützen Inge Thaler und Elisabeth Wust seit Jahren Schlaganfall-Betroffene und deren Angehörige.

2001 gründete Inge Thaler gemeinsam mit einem anderen betroffenen Angehörigen eine Selbsthilfegruppe. „Unser Ziel war es, Menschen und deren Angehörige nach einem Schlaganfall zu unterstützen“, erläutert die 69-Jährige ihr Motiv. Sie selbst weiß aus eigener Erfahrung, wie kräftezehrend das Leben sein kann, wenn der Partner ein Pflegefall wird. Anfang der 90er Jahre erlitt ihr Mann mit gerade einmal 44 Jahren einen schweren Schlaganfall. Das Jahr darauf folgte der nächste. 

Für die ausgebildete Krankenschwester war das eine herausfordernde Zeit. Denn „durch den Schlaganfall meines Mannes wurde ich völlig aus dem gewohnten Leben gerissen“. Trotz aller Schwierigkeiten meisterte die Mutter von drei Kindern die neue Lebenssituation – auch dank ihrer Schwester Elisabeth Wust. 2001 gründete Thaler schließlich eine Selbsthilfegruppe – 2004 entstand daraus der Verein „Phoenix Freising e.V.“, den sie gemeinsam mit ihrer Schwester und Mitgliedern der Selbsthilfegruppe ins Leben rief. 

Der Verein informiert Angehörige und organisiert Beratung und Unterstützung bei der Beantragung von Zuschüssen und Pflegehilfsmitteln. „Zusätzlich bieten wir eine telefonische Erstberatung an“, erzählt Thaler, 1. Vorsitzende des Vereins. Seit 2012 gibt es eine gesonderte Gruppe nur für Betroffene, die von zwei Krankenschwestern betreut wird. „Diese Gruppe haben wir ins Leben gerufen, da es einen geschützten Raum braucht, um sich mit Gleichgesinnten austauschen zu können“, erklärt Inge Thaler. 

Um Schlaganfall-Betroffenen wieder ein Stück Lebensfreunde zu schenken, bietet der Verein die sog. „strukturierte Freizeitbegleitung“ an. „Wir kaufen gemeinsam ein und kochen, unternehmen Ausflüge oder besuchen einen Biergarten“, zählt Thaler einige der Aktivitäten auf. An acht Samstagen im Jahr bietet „Phoenix“ das Angebot an. „Für die Angehörigen ist es eine willkommene Entlastung“, betont die 2. Vorsitzende, Elisabeth Wust. 

Um Angehörige noch weiter zu entlasten, plant der Verein die „Phoenix-OASE“ – eine Begegnungsstätte für Schlaganfall betroffene Menschen, in der sie stundenweise ihren Alltag vergessen können. Neben der Begleitung in alltäglichen Bereichen planen die beiden Freisingerinnen auch ein unterstützendes Angebot nach dem Konzept der Basalen Stimulation (ein spezielles Konzept zur Förderung schwer beeinträchtigter Menschen in ihren Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Bewegungsfähigkeiten). Elisabeth Wust ist Kursleiterin für Basale Stimulation. Sie sagt: „Mit dem Angebot wollen wir den Betroffenen zu mehr Eigenständigkeit, Autonomie und Selbstwirksamkeit trotz Einschränkungen verhelfen.“

Für das Projekt konnten bereits Landrat Helmut Petz und Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher als Schirmherren gewonnen werden. „Jetzt benötigen wir noch Sponsoren und Spenden für die Finanzierung“, erklärt Elisabeth Wust. Klar ist für die 68-Jährige schon jetzt: „Für uns ist die Begegnungsstätte ein Zukunftsprojekt.“ Das Pilotprojekt des Freisinger Vereins ist das erste bayernweit. Inge Thaler ist sich sicher, dass im Sommer 2023 die Begegnungsstätte fertiggestellt ist, auch wenn noch geeignete Räumlichkeiten gefunden werden müssen – „das ist zumindest unser Wunsch“, erklärt Thaler. 

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