Ein schwerer Schlaganfall hätte Claudia Niederer am 4. Juni 2016 fast das Leben gekostet. Seitdem ist sie halbseitig gelähmt und leidet an einer Sprachstörung (Aphasie). Doch für Niederer war ihre Erkrankung nie ein Grund aufzugeben. So heißt es in ihrer Nominierung: „Bereits acht Monate nach ihrem Schlaganfall steckte sie schon wieder voller Tatendrang.“ So sang die Bonnerin damals neben ihren zahlreichen Therapien zweimal im Monat im Chor für Aphasikerinnen und Aphasiker und besuchte einen Malkurs für Menschen mit Aphasie.
Von Anfang an engagierte sich Claudia Niederer stark in der Selbsthilfe. Vor der Corona-Pandemie war sie in der Aphasieselbsthilfegruppe Bonn aktiv und unterstützte den Wiederaufbau der Jungaphasikergruppe Bonn. Zudem veröffentlichte sie zahlreiche Artikel zu den Themen Schlaganfall und Aphasie. Eine besondere Leistung: Trotz ihrer Sprechbehinderung hielt Niederer 2019 auf den Würzburger Aphasie-Tagen einen Vortrag über ihr Leben nach dem Schlaganfall.
Eine große Hilfe bei der Bewältigung der Schlaganfall-Folgen ist für Claudia Niederer ihr Fachwissen. Denn das Thema Schlaganfall zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben. Als gelernte Ergotherapeutin behandelte sie Menschen mit Schlaganfall. Während ihres späteren Medizinstudiums informierte Niederer andere Studierende über die Ergotherapie und die besondere Situation von Schlaganfall-Betroffenen. Auch ihre Doktorarbeit beschäftigte sich mit der Erkrankung. In ihrer späteren Tätigkeit beim Kreisgesundheitsamt Mettmann hatte sie zahlreiche Kontakte zu Kindern mit Schlaganfall und ihren Familien.
Um anderen Schlaganfall-Betroffenen und ihren Angehörigen Informationen mit Bezug zur Region Bonn zu bieten, bündelt Claudia Niederer ihr Fachwissen und ihre persönlichen Erfahrungen seit 2021 auf ihrer eigenen Website www.schlaganfall-bonn.de. Hier gibt sie unter anderem Tipps zur Alltagsbewältigung und stellt neurologische Selbsthilfegruppen in der Region vor.
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