Der Kampf zurück ins Leben

Nach zwei schweren Schlaganfällen kämpft sich Malermeister Andreas Hess unermüdlich zurück ins Leben. Mit seiner Geschichte will der 54-Jährige anderen Betroffenen und ihren Familien Mut mache.

Die Geschicke seines Malerbetriebs wieder selbst leiten zu können, ist für Andreas Hess alles andere als selbstverständlich. Vom Rollstuhl kämpfte er sich zurück in seinen Betrieb und in den Alltag. Am 19. März 2017 erlitt er einen Schlaganfall, tags darauf im Krankenhaus den zweiten. „Der hat mir den richtigen Schlag gegeben, sodass ich Out of Order war“, sagt der 54-Jährige. Seine linke Körperhälfte war komplett gelähmt – ein halbes Jahr saß er im Rollstuhl. „Mein Mann musste alles neu erlernen, auch das Schlucken“, erzählt Ehefrau Alexandra. Die düstere Prognose der Ärzte: Es ist nicht klar, ob er überhaupt zurück nach Hause kommen kann „So etwas zieht einem den Boden unter den Füßen weg“, sagt Alexandra Hess. 

Zusätzlich bewegte das Ehepaar die existenzielle Frage: „Was wird aus unserem Unternehmen?“ Seinen Malerbetrieb in Siershahn im Westerwald führt er in der 5. Familiengeneration und beschäftigt sieben Mitarbeiter. Der Malermeister entschied auf der Intensivstation zusammen mit Ehefrau Alexandra, dass sie die Geschicke des Betriebs übernehmen soll, bis er wieder zurück ist. 

„Alle Mitarbeiter besuchten mich im Krankenhaus und versicherten mir, sie würden das Schiff nicht verlassen“, erzählt Andreas Hess. Auch das habe ihn enorm motiviert. Als die Ärzte sagten, er würde für immer im Rollstuhl sitzen und ein Pflegefall bleiben, ließ er sich nicht hängen. Im Gegenteil, er trotzte der Prognose und sagte: "Denen werd' ich's zeigen!" Während seiner Rehabilitation hielt er aus der Ferne die „betrieblichen Fäden“ in der Hand. Anfangs half sogar der Vater mit. 

Die ständige Therapie und sein starker Wille zahlten sich aus. Schon einen Monat nach den beiden Schlaganfälle machte Andreas Hess schon wieder seine ersten Schritte. Und er blieb am Ball: Inzwischen arbeitet der Malermeister wieder in seinem Betrieb, kann auf Baustellen und seinen „Jungs“ über die Schulter schauen. 

Maßgeblichen Beitrag daran haben auch Frau Alexander und Sohn Sammy: „Ohne meine starke Frau an meiner Seite und meinen Sohn wäre ich nicht so weit, wie ich jetzt bin“, ist sich Hess sicher. Kundenbetreuung, Verhandlungen und Angebote erledigt er mithilfe seiner Frau. Mit seinen Handicaps geht der Siershahner offen um. „Die Leute reagieren sehr positiv, wenn ich ihnen von meinem Ereignis erzähle“, sagt Andreas Hess. Um anderen Mut zu machen, betreiben er und seine Frau Aufklärung im Hinblick auf Schlaganfälle. 

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