Jürgen ist selbst schlaganfallbetroffen
Eine Hirnblutung mit schweren Folgen warf Jürgen Langemeyer vor siebzehn Jahren aus der Bahn. Heute hat der ehemalige Unternehmensberater längst nicht nur sein eigenes Wohlergehen, sondern die Unterstützung Vieler zu seiner täglichen Aufgabe gemacht. Mit dem „Schlaganfall-Ring Schleswig-Holstein e.V.“ und der „Schlaganfall-Ring-Box“ hat er Großes initiiert, weshalb er jetzt mit dem „Motivationspreis 2020“ der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ausgezeichnet wurde.
„Ich hatte ja von Neurologie keine Ahnung“, erinnert er sich an die Zeit nach dem Schlaganfall. Nicht nur seine Halbseitenlähmung galt es zu verstehen, sondern auch das Gesundheitssystem. Dabei habe er einiges als merkwürdig empfunden. Gespräche mit anderen Betroffenen und Kontakte zu Selbsthilfegruppen bestätigten: Oft mangelt es an Abstimmung zwischen den Versorgern.
Für eine besser vernetzte Versorgung
Langemeyer, der früher als Berater international tätig war, ging sein Anliegen professionell an: Für eine besser vernetzte Versorgung von Schlaganfall-Patienten schuf er gemeinsam mit Betroffenen und Akteuren im Gesundheitssystem den „Schlaganfall-Ring“. Ein wichtiges Element ist der Bezugstherapeut, der in enger Abstimmung mit dem Patienten für den „roten Faden“ in der interdisziplinären Behandlung sorgt. Die Therapeuten setzen gemeinsam mit den Betroffenen Ziele und überprüfen die Ergebnisse.
"Schlaganfall-Ring-Box" für Herausforderungen und Bedarfe nach internationalem Standard
Wichtiger Bestandteil der interdisziplinären Therapie ist die „Schlaganfall-Ring-Box“, ein Kasten mit 84 Karteikarten. Auf diesen sind die Herausforderungen und Bedarfe nach internationalem Standard beschrieben und werden vom Patienten eingeordnet und priorisiert. Die Box hat Langemeyer in gut einjähriger Arbeit entwickelt – nachdem er festgestellt hatte, dass er selbst unvorbereitet in die Quartalsgespräche mit seiner Neurologin ging. „Ein Punkt wurde besprochen, aber vier, fünf weitere hatte ich gar nicht erst vorgebracht.“ Also schuf Langemeyer ein Werkzeug für die therapeutische Zielsetzung, Experten von der Ludwig-Maximilians-Universität München unterstützten ihn dabei. Als lose Blattsammlung ist das System flexibel anpassbar an veränderte Bedürfnisse. Einige tausend Betroffene und deren Angehörige nutzen es bereits.
Er ist einen harten Weg gegangen, aber inzwischen schätzt der 61-Jährige seine neue Aufgabe sehr: „Ich bin mit größerer Leidenschaft dabei und finde diese Arbeit wertvoller als das, was ich früher gemacht habe.“